KI-Verordnung umsetzen: Was Unternehmen tun müssen

Die KI-Verordnung markiert einen wichtigen Schritt in der Regulierung von Künstlicher Intelligenz (KI) in Europa. Sie zielt darauf ab, den Einsatz von KI-Technologien ethisch, transparent und sicher zu gestalten, während gleichzeitig Innovationen gefördert werden.

 Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre KI-Systeme an die neuen gesetzlichen Anforderungen anzupassen. Dies bringt sowohl Chancen als auch erhebliche Anforderungen mit sich. 

In diesem Artikel erfahren Sie, was die KI-Verordnung für Unternehmen bedeutet, welche Kategorien von KI-Systemen es gibt und welche Maßnahmen erforderlich sind, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.

Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine rechtliche Beratung dar. Die Informationen beziehen sich auf den Wissensstand von September 2024. Für spezifische rechtliche Fragestellungen und die Umsetzung der KI-Verordnung in Ihrem Unternehmen empfehlen wir, einen qualifizierten Rechtsberater hinzuzuziehen. 

Key Takeaways:

  • Erste umfassende KI-Regulierung in Europa: Die Verordnung legt klare Richtlinien für den Einsatz von KI fest und schützt dabei die Rechte der Bürger.
  • Vier Risikokategorien für KI-Systeme: Diese Kategorien reichen von minimalem bis hin zu hohem Risiko, wobei strenge Vorschriften insbesondere für Hochrisiko-Systeme gelten.
  • Pflichten für Betreiber und Anwender: Unternehmen, die KI entwickeln oder nutzen, müssen umfassende Dokumentationspflichten erfüllen und Transparenz sicherstellen.
  • Schrittweise Einführung: Ab August 2024 gelten die ersten Vorschriften. Bis 2026 müssen alle Hochrisiko-Systeme den Anforderungen entsprechen.
  • Hohe Strafen bei Verstößen: Unternehmen, die die Vorschriften nicht einhalten, riskieren Geldstrafen von bis zu 30 Millionen Euro oder 6 % des globalen Jahresumsatzes.

KI-Verordnung umsetzen: Was ist ein KI-System?

Ein KI-System ist eine Software, die auf Algorithmen basiert und eigenständig Entscheidungen trifft oder Prozesse automatisiert. Diese Systeme nutzen maschinelles Lernen, um sich kontinuierlich durch verarbeitete Daten zu verbessern.

Die KI-Verordnung stützt sich auf die Definition der OECD und beschreibt KI als ein maschinelles System, das für einen in wechselndem Maße autonomen Betrieb ausgelegt ist.

Es verarbeitet Eingaben und erzeugt Ergebnisse wie Vorhersagen, Inhalte oder Entscheidungen, die physische oder virtuelle Umgebungen beeinflussen können.

Beispiele für KI-Systeme sind Spracherkennungsprogramme, Bilderkennungstechnologien oder automatisierte Entscheidungsfindungen in Unternehmen. Diese Technologien übernehmen Aufgaben, die normalerweise menschliche Intelligenz erfordern, wie z.B. die Analyse großer Datenmengen oder die Vorhersage von Ereignissen.

Die Lernfähigkeit solcher Systeme bringt jedoch auch Risiken mit sich. Fehlerhafte Daten oder unbewusste Vorurteile können zu diskriminierenden Entscheidungen führen. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit von Transparenz und Nachvollziehbarkeit beim Einsatz von KI-Systemen.

Welche Risikokategorien in der KI-VO gibt es bei KI-Systemen?

Die KI-Verordnung teilt KI-Systeme in vier Risikokategorien ein, um den Schutz der Bürgerrechte sicherzustellen und ethische Standards zu wahren. Die Risikoklassifizierung spielt eine zentrale Rolle bei der Definition der Anforderungen an den Einsatz von KI-Technologien in verschiedenen Bereichen.

  1. KI-Systeme mit minimalem Risiko: Diese Systeme umfassen einfache Anwendungen, wie z.B. Datenverarbeitungstools zur Predictive Maintenance, bei denen die Analyse von Produktdaten durchgeführt wird. Diese Systeme sind mit geringem Risiko verbunden und unterliegen kaum regulatorischen Vorgaben.

  2. KI-Systeme mit begrenztem Risiko: Diese Systeme, wie Chatbots oder Produktempfehlungssysteme, werden in weniger sensiblen Bereichen eingesetzt. Sie unterliegen jedoch bestimmten Transparenzanforderungen. 
    Ein Beispiel sind Deepfakes, die zwar nicht verboten sind, aber klar als solche gekennzeichnet werden müssen, um Täuschungen zu verhindern. Transparenz ist bei diesen Systemen entscheidend, um Vertrauen zu gewährleisten.

  3. Hochrisiko-Systeme: Diese Systeme kommen in sensiblen Bereichen wie dem Gesundheitswesen, der Strafverfolgung oder im Personalwesen zum Einsatz. Aufgrund ihres potenziellen Einflusses auf die Grundrechte der Bürger unterliegen sie strengen Vorschriften in Bezug auf Sicherheit, Transparenz und Nachvollziehbarkeit. So müssen KI-Systeme, die zur Bewerberauswahl verwendet werden, sicherstellen, dass ihre Entscheidungen nicht diskriminierend sind.
    Ein weiterer Bereich ist das Gesundheitswesen, wo KI-Systeme zur Diagnose oder Behandlung von Patienten eingesetzt werden und strengen Sicherheitsvorgaben unterliegen.

  4. Verbotene Systeme: Einige KI-Systeme sind aufgrund ihrer schädlichen oder manipulativen Auswirkungen in der EU vollständig verboten. Dazu gehören z.B. Systeme, die auf unbewusste Beeinflussung abzielen, etwa durch versteckte Werbung, die das Verhalten der Nutzer manipuliert, ohne dass diese es bemerken.
    Ein weiteres Beispiel sind Social-Scoring-Systeme, die das Verhalten von Personen analysieren und bewerten, was als Eingriff in die Privatsphäre und Grundrechte angesehen wird.

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Was sind die Ziele der KI-Verordnung?

Die KI-Verordnung verfolgt mehrere ehrgeizige Ziele, um den Einsatz von KI in Europa verantwortungsvoll zu gestalten. 

Diese Ziele gehen weit über eine reine Regulierung hinaus und umfassen den Schutz der Bürgerrechte, die Stärkung des Vertrauens in KI-Systeme sowie die Förderung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.

  1. Schutz der Grundrechte und Grundfreiheiten: Im Mittelpunkt der Verordnung steht der Schutz der Würde, Privatsphäre und anderer fundamentaler Rechte der Bürger. KI-Systeme dürfen keine Entscheidungen treffen, die zu Diskriminierung oder Manipulation führen.
    Besonders in sensiblen Bereichen wie Personalwesen und Gesundheitswesen ist sicherzustellen, dass KI fair und gerecht agiert. Die Verordnung sendet ein klares Signal an Unternehmen: KI darf nur dann erfolgreich sein, wenn sie die Rechte der Menschen schützt, die von ihren Entscheidungen betroffen sind.

  2. Stärkung des Vertrauens in KI-Technologien: Vertrauen ist ein wesentlicher Faktor für die Akzeptanz von KI-Technologien. Die Verordnung zielt darauf ab, durch klare Regeln sicherzustellen, dass KI-Systeme transparent und nachvollziehbar sind.
    Diese Transparenz schafft Vertrauen, insbesondere in Bereichen wie der Strafverfolgung oder der Medizin, wo Entscheidungen tiefgreifende Auswirkungen auf das Leben von Menschen haben können. Vertrauen in KI ist entscheidend für ihre breite gesellschaftliche Akzeptanz.

  3. Förderung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit: Die KI-Verordnung soll nicht nur regulieren, sondern auch Innovation fördern. Ein einheitlicher Rechtsrahmen gibt Unternehmen Klarheit darüber, wie sie KI-Technologien entwickeln und einsetzen können, ohne gegen Gesetze zu verstoßen.
    Dies fördert ein Umfeld, in dem Unternehmen sicher investieren und ihre Lösungen auf dem globalen Markt wettbewerbsfähig machen können. Europa strebt an, seine technologische Führungsposition zu sichern und gleichzeitig die ethischen Standards hochzuhalten.

Welche Rollen und Pflichten gibt es in der KI-Verordnung?

Die KI-Verordnung definiert klare Rollen und Pflichten für die verschiedenen Akteure im Zusammenhang mit KI-Systemen. Dazu gehören Anbieter, Betreiber, Einführer und Händler von KI-Systemen.

  • Anbieter: Unternehmen, die KI-Systeme entwickeln oder vertreiben, tragen die Hauptverantwortung für die Einhaltung der Vorschriften. Sie müssen eine detaillierte technische Dokumentation erstellen, die erklärt, wie das KI-System funktioniert und welche Daten es verarbeitet.
    Bei Hochrisiko-Systemen ist es unerlässlich, ein umfassendes Risikomanagement zu implementieren, um potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu minimieren. Anbieter sind dafür verantwortlich, dass ihre Systeme den regulatorischen Anforderungen entsprechen und sicher betrieben werden können.

  • Betreiber: Unternehmen, die KI-Systeme nutzen, müssen sicherstellen, dass die Nutzer über die Interaktion mit einem KI-System informiert sind. Außerdem müssen sie sicherstellen, dass die Ergebnisse von KI-Systemen klar gekennzeichnet sind und maschinenlesbar bereitgestellt werden.
    Besonders bei Systemen wie Deepfakes ist es wichtig, diese klar als KI-Erzeugnisse zu kennzeichnen, um Täuschungen zu vermeiden.
    Betreiber sind auch verpflichtet, sicherzustellen, dass ihre Mitarbeitenden über die notwendigen technischen Kenntnisse (KI-Kompetenz) verfügen, um die Systeme sicher zu betreiben. Regelmäßige Schulungen und die Führung eines KI-Verzeichnisses, das die eingesetzten Systeme dokumentiert, sind ebenfalls vorgeschrieben.

  • Einführer und Händler: Unternehmen, die KI-Systeme auf den europäischen Markt bringen, müssen sicherstellen, dass diese Produkte den Anforderungen der Verordnung entsprechen.
    Sie dürfen nur KI-Systeme vertreiben, die die geltenden Vorschriften einhalten. Sollten Mängel festgestellt werden, sind sie verpflichtet, das betroffene Produkt zurückzurufen oder vom Markt zu nehmen.

 

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KI-Verordnung umsetzen: Was Unternehmen tun sollten

Unternehmen, die KI-Technologien einsetzen oder bereitstellen, müssen umfangreiche Maßnahmen ergreifen, um die Anforderungen der KI-Verordnung zu erfüllen. Dazu gehört u.a. die Erstellung einer technischen Dokumentation, die genau erklärt, wie das KI-System funktioniert, welche Daten es verarbeitet und wie Entscheidungen getroffen werden. 

Diese Dokumentation muss sowohl für Nutzer als auch für Regulierungsbehörden nachvollziehbar und zugänglich sein.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherstellung, dass KI-Systeme transparent und nicht diskriminierend arbeiten. Dies ist besonders in Bereichen wie dem Personalwesen von Bedeutung, wo fehlerhafte Algorithmen zu diskriminierenden Einstellungen führen könnten. 

Auch im Gesundheitswesen, wo fehlerhafte Diagnosen schwerwiegende Folgen haben können, ist eine besondere Sorgfalt bei der Auswahl und Überwachung von KI-Systemen erforderlich.

 

KI-Verordnung: Welche Fristen gelten für Unternehmen?

Die Umsetzung der KI-Verordnung erfolgt schrittweise. Unternehmen sollten frühzeitig damit beginnen, die Anforderungen zu erfüllen. Ab August 2024 treten die ersten Vorgaben in Kraft, darunter wichtige Maßnahmen zu Transparenz und Dokumentation. 

Bis Februar 2025 müssen verbotene KI-Praktiken aus dem Betrieb entfernt werden. Besonders kritisch wird es für Hochrisiko-KI-Systeme, bei denen die vollständige Umsetzung der Vorschriften bis August 2026 erfolgen muss, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

Welche Strafen drohen bei Nichteinhaltung der KI-VO?

Unternehmen, die die Anforderungen der KI-Verordnung nicht einhalten, riskieren erhebliche Geldstrafen. Die Strafen können bis zu 30 Millionen Euro oder 6% des weltweiten Jahresumsatzes betragen, je nachdem, welcher Betrag höher ist. 

Neben den Geldstrafen droht Unternehmen, die die Anforderungen nicht erfüllen, der Ausschluss vom Markt. Besonders Hochrisiko-KI-Systeme unterliegen strengen Fristen, und Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Compliance-Maßnahmen rechtzeitig umgesetzt werden.

Relevante Fragen zur KI-Verordnung

FAQs: KI-Verordnung umsetzen

Die KI-Verordnung ist eine gesetzliche Regelung der Europäischen Union, die den Einsatz von Künstlicher Intelligenz sicher, ethisch und transparent gestalten soll. Sie schützt die Grundrechte, indem sie klare Vorgaben für den Einsatz von KI-Systemen macht, und schafft gleichzeitig ein förderliches Umfeld für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Europa.

 

Die Verordnung unterteilt KI-Systeme in vier Risikokategorien: minimal, begrenzt, hoch und verboten. Besonders Hochrisiko-Systeme, die in sensiblen Bereichen wie Gesundheitswesen oder Personalwesen eingesetzt werden, unterliegen strengen Anforderungen. Verbotene Systeme, die unbewusstes Verhalten manipulieren oder soziale Bewertungen durchführen, sind in der EU nicht zugelassen.

Unternehmen, die KI-Technologien entwickeln oder einsetzen, müssen detaillierte technische Dokumentationen erstellen, ihre Systeme regelmäßig überwachen und sicherstellen, dass diese transparent und nicht diskriminierend arbeiten.

Zudem sollten Unternehmen ihre Mitarbeitenden schulen und die Nutzung von KI-Systemen klar kennzeichnen, um die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften zu garantieren.

Unternehmen, die gegen die Vorgaben der KI-Verordnung verstoßen, können mit Geldstrafen von bis zu 30 Millionen Euro oder 6 % des weltweiten Jahresumsatzes belegt werden. Zusätzlich droht der Ausschluss vom Markt, insbesondere für Unternehmen, die Hochrisiko-KI-Systeme nicht fristgerecht den Vorschriften anpassen.

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Welche Chancen bietet die KI-Verordnung?

Trotz der Herausforderungen bietet die KI-Verordnung Unternehmen auch erhebliche Chancen. Unternehmen, die die Vorschriften frühzeitig umsetzen, können das Vertrauen ihrer Kunden und Geschäftspartner stärken. 

Dies gilt besonders in Zeiten, in denen Datenschutz und ethische Verantwortung immer wichtiger werden. Unternehmen, die die Verordnung proaktiv umsetzen, können langfristige Wettbewerbsvorteile erzielen, indem sie sich als Vorreiter im Bereich der ethischen KI positionieren.

Die Einhaltung der KI-Verordnung bietet nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern stärkt auch die Reputation von Unternehmen, die transparente und sichere KI-Technologien einsetzen. Dies schafft die Grundlage für eine nachhaltige und ethisch vertretbare Zukunft im Bereich der Künstlichen Intelligenz.

Fazit: KI-Verordnung frühzeitig angehen und richtig umsetzen

Die KI-Verordnung wird die Geschäftswelt in Europa nachhaltig verändern, ähnlich wie die DSGVO. Unternehmen, die jetzt nicht handeln, riskieren nicht nur empfindliche Strafen, sondern auch ihren Platz im Wettbewerb. 

Es reicht nicht mehr aus, KI einfach nur zu nutzen – sie muss sicher, ethisch und rechtskonform eingesetzt werden. Ein wichtiger Aspekt wird der Aufbau von KI-Kompetenz im Unternehmen sein. Die Mitarbeitenden müssen im Umgang mit KI-Systemen richtig geschult werden.

Unternehmen, die frühzeitig Maßnahmen ergreifen, sichern sich rechtliche Sicherheit und einen strategischen Vorteil. Sie zeigen ihren Kunden, dass sie verantwortungsvoll handeln und auf transparente, faire Technologien setzen.  

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Oliver Breucker
Experte Künstliche Intelligenz

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